Zwei Berichte zum nachdenken!

 

 

Wir haben diesen interessanten Bericht von Nadis Meier gefunden und mussten feststellen, dass dies oft genauso gemacht wird. Wir haben alle eine große Verantwortung und sollten deshalb nicht gleichgültig sein. Es geht um die Sicherheit unserer Kinder im Wasser.

 

 

 Wenn Eltern für ihr Kind schummeln.

 

Neulich im Hallenbad. Meine und andere Kinder strampelten sich im Wasser ab, denn es war die letzte Lektion des Schwimmkurses – also quasi Prüfungstag. Wobei die Schwimmlehrerin es eben nicht so macht, dass bloss eine Momentaufnahme zählt. Sondern: Sobald die Kinder alle Übungen korrekt ausführen können, bekommen sie eins der begehrten Grundlagentestabzeichen zum Aufnähen. Das kann in der drittletzten Lektion sein oder in der letzten. Oder eben gar nicht.

 

Die Kinder, die das Abzeichen noch nicht erhalten hatten, legten sich am letzten Tag natürlich besonders ins Zeug. Sie zeigten je nach Niveau das Motorboot, den Superman oder den Haifisch – so gut es eben ging. Die Mütter und auch einige Väter schauten zu, winkten aufmunternd und streckten bei Blickkontakt mit dem Kind sofort beide Daumen nach oben.

 

Die Schwimmlehrerin machte Notizen, nickte und sagte öfters «Komm, versuch es noch mal». So auch bei einem Jungen, nennen wir ihn Fritz, der die Seerose übte. Fünf Sekunden lang bewegungslos auf dem Rücken im Wasser liegen, ohne unterzugehen – ganz schön schwierig. Fritz sah nicht aus wie eine Seerose, sondern wie eine kleine Titanic, die havariert zur Seite kippt und leise untergeht. Nach fünf missglückten Versuchen sagte die Schwimmlehrerin: «Komm Fritz, zeigt mir noch mal den Froschsprung, den kannst du so gut.» Fritz sprang, und dann war die Stunde um. Ein Abzeichen bekam Fritz auch. Zwar nicht das angepeilte Seepferd, sondern den Biber – ein sogenanntes Motivationsabzeichen. Damit trottete er schniefend zur Mutter, die neben mir auf der beheizten Bank sass.

 

Die Mutter schimpfte nicht. Sie wühlte in ihrer Badetasche und präsentierte lächelnd – nein, kein Taschentuch – ein Seepferd-Schwimmabzeichen. Hä? Ich schaute sie irritiert an und fragte, ob sie Schwimmlehrerin sei. «Nei, nei», lachte sie, das Seepferd habe sie im Internet ersteigert. Der Fritz hätte sich ja solche Mühe gegeben, und da habe sie gut vorbereitet sein wollen für den Fall, dass die strenge Schwimmlehrerin ihn durchfallen lasse. Sie streichelte Fritz über die Badekappe. Der Junge strahlte, in der linken Hand den Biber, in der rechten das Seepferd.

 

Fritz hat fürwahr viel gelernt an diesem Tag. Zwar nicht die Seerose. Dafür aber, dass er alles kriegen kann – nicht durch eigene Leistung, aber dank dem Mami, das die Realität zu Fritz‘ Gunsten zurechtbiegt. Ausserdem hat er gelernt, dass es schlimm ist, wenn man versagt. Und dass es beim Schwimmkurs in erster Linie um die Abzeichen geht, nicht ums Schwimmenlernen.

 

Die Mutter von Fritz hat ihn erfolgreich vor dem Scheitern bewahrt. Und ihm damit eine zweifelhafte Lektion erteilt. Sie hat ihren Sohn um die wichtige Erfahrung betrogen, enttäuscht und traurig zu sein. Fritz hätte lernen können, dass es gar nicht sooo schlimm ist, wenn man den Schwimmtest nicht auf Anhieb besteht. Dass das Leben weitergeht, auch wenn man eine wirklich miese Seerose ist. Und dass man eine ganz passable Seerose werden kann, wenn man eine Weile oder noch ein bisschen länger übt.

 

All das hat Fritz aber nicht gelernt. Aber schwimmen soll er lernen. Deshalb wird ihn seine ehrgeizige Mutter für den nächsten Schwimmkurs anmelden, «bei einer anderen Schwimmschule natürlich». Dort wird Fritz das Froschabzeichen holen. Wenn nötig mithilfe des Internets.

 

Quelle: https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/65352/wenn-eltern-fuer-ihr-kind-schummeln/     Von Nadia Meier, 5. Februar 2016

 

 

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Dieser Text von Lucas Hansen, ist schon etwas älter, leider trifft er jedes Jahr wieder zu. Gerade im Sommer am See, in den Schwimmbädern, am Meer oder Fluss, sollten wir unsere Kinder niemals aus den Augen lassen. Es geht so schnell und bis wir es merken ist es oft zu spät. Es gibt nichts Wichtigeres als unsere Kinder, da kann alles andere auch mal in der Freizeit warten. Oder?

 

 

„Warum ist sie plötzlich so still im Wasser?“

 

Mama, Papa und ich waren schon einige Male im Urlaub. Es war immer toll. Aber jetzt bin ich schon ein großes Mädchen. Sieben Jahre alt und nach dem Urlaub komme ich in die zweite Klasse. Extra für den Urlaub habe ich lange Schwimmen geübt und sogar mein Seepferdchen bestanden. Mama und Papa waren so unendlich stolz. Ihr großes Mädchen kann richtig schwimmen. Wir genossen jeden Tag am Strand. Wir waren oft zusammen im Wasser, tollten herum, aber ich konnte einfach nicht genug vom Wasser bekommen. Mama und Papa brauchten zwischendurch einfach eine Pause. Sie gingen aus dem Wasser und schauten mir zu, während ich alle möglichen Kunststücke vollführte.

 

Ich setzte mich an den Strand und genoss, wie das Wasser meine Beine umspülte. Ich schaute nach hinten, fixierte meine Mutter und wir lächelten uns an. Sie legte sich zurück und genoss die Sonne. Papa las seine Zeitung. Mir war langweilig. Ich ging wieder ins Meer. Soweit wie ich laufen konnte. Dann schwamm ich in Richtung Strand und wieder zurück. Immer wieder. Plötzlich kam eine Welle, drückte mich unter die Wasseroberfläche und zog mich weiter hinaus. Sie war kalt. Meine Gliedmaßen verfielen in Starre. Ich versuchte, mich zu bewegen und meinen Kopf wieder über die Wasseroberfläche zu heben. Es ging einfach nicht, aber irgendwann hatte ich es geschafft. Mein Kopf war wieder über Wasser.

 

Jetzt würden sie mich sehen und mir helfen. Ich versuchte zu schreien, aber aus meinem Mund kam kein Ton. Mein Körper wollte nur atmen. Für Schreien hatte er ein keine Zeit. Nach Sekundenbruchteilen war mein Mund wieder unter Wasser. Mir war unendlich kalt und ich hatte Angst. Je mehr ich kämpfte, desto schwächer wurde ich. Ich wollte winken, aber meine Arme taten es nicht. Sie versuchten mich und meinen Kopf über Wasser zu halten. Ich sah Mama, wie sie in der Sonne lag, und Papa, wie er in seiner Zeitung blätterte. Mama blickte kurz auf und sah mich planschen. Sie machte sich keine Sorgen, weil ich eine gute Schwimmerin war. Kein Anzeichen deutete auf eine Gefahr hin. So ruhig wie ich im Meer schwamm. Sie schloss wieder die Augen. Danach wurde es still und dunkel.

 

Nach einer Minute schaute meine Mutter wieder auf und schmunzelte und dachte: „Sie spielt wieder toter Seemann." - ich trieb auf dem Meer - "So ein verrücktes Huhn. Aber ist das nicht schon ein wenig lange. Kann sie wirklich so lange die Luft anhalten.“ Meine Mutter rüttelte an Papa. Er sprang auf und rannte ins Meer. Er erreichte meinen treibenden Körper, dreht mich um und wollte mit mir schimpfen. Was ich nur immer für einen Unsinn mache. Er schaute mich an und blickte in meine offenen, aber leeren Augen. Ich bewegte mich nicht mehr, ich atmete nicht mehr….

 

In diesem Fall eine traurige Vorstellung, die zu oft traurige Realität wird. Realität wird, weil beim Thema Ertrinken Realität und Vorstellung eben so weit voneinander entfernt sind. Ertrinken geschieht nicht so, wie man es aus Filmen und Baywatch kennt. Fast niemand schreit laut um Hilfe und rudert wild mit den Armen, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Menschen und vor allem Kinder ertrinken „ruhig“, lautlos und unbemerkt. Niemand, selbst in unmittelbarer Nähe nimmt den Todeskampf wahr oder kann die Anzeichen überhaupt deuten.

 

Es hat mit unserem Lebenserhaltungstrieb und unseren Reflexen und deren Priorisierung zu tun. Ertrinkende schreien nicht, sie versuchen Luft zu bekommen. Ertrinkende winken nicht, sie versuchen über Wasser zu bleiben. Ertrinkende haben verdammt wenig Zeit. Das Unterbewusstsein übernimmt. Der Körper spielt sein Lebenserhaltungsprogramm ab. Wehren kann man sich nicht.

 

Das verhindert unser Körper. Der Körper wird die Sekundenbruchteile, die der Mund über der Wasseroberfläche ist, dazu nutzen zu atmen. Atmen hat immer Priorität. Genauso wie die Arme ihren Dienst verweigern, da sie damit beschäftigt sind, den Köper über Wasser zu halten. Kein Winken. Ertrinken sieht nicht wie Ertrinken aus und hört sich auch nicht so an.

 

Und Ertrinken geht verdammt schnell.

 

Ertrinken ist übrigens nach Verkehrsunfällen der zweithäufigste Unfalltod bei Kindern. Sie ertrinken zuweilen, während jemand zusieht und nicht erkennt, was gerade geschieht. Vielleicht sogar Mama oder Papa.

 

Ich schreibe den Text, weil ich das bisher für mich gar nicht so wahrgenommen habe, aber letztens einen Artikel dazu las, der mich aufrüttelte.

 

Wie oft lese ich bei hohen Temperaturen, dass man Kinder und Tiere nicht im Auto lassen soll, weil sie dehydrieren und im schlimmsten Fall sterben könnten.

 

Über das o.g. las ich bisher keinen Beitrag auf Facebook. Niemand hat ein schickes Bild geteilt und immer wieder auf die Gefahr aufmerksam gemacht.

 

Ertrinken geschieht halt auch in der Öffentlichkeit oder bei Facebook still. Keine Warnung. Kein Bild. Ertrinken ist halt weiter weg als das eigene Auto.

 

Vielleicht können wir das gemeinsam ändern, in dem ihr diesen Beitrag teilt. Die wenigsten Menschen machen sich nämlich Gedanken über den Strandurlaub, den kurzen Ausflug an den See oder Fluss oder sogar das Schwimmbecken im Garten.

 

2017 sind übrigens - nur in Deutschland - 46 Kinder ertrunken. Von einem Hitzetod im Auto habe ich bislang die letzten Jahre nichts gelesen.

 

Im Schnitt hat ein Ertrinkender übrigens 20-60 Sekunden.

 

Vielleicht sollte man die Zeitung oder das Sonnenbad doch gemeinsam genießen...

 

Nachdenklich...

 

Liebe Eltern, bitte lasst eure Kinder nicht ganz alleine im und am Wasser spielen. Ein Seepferdchen-Abzeichen bedeutet nicht, dass die Kinder alleine ans Wasser gehen und sicher schwimmen können. Dieses Abzeichen wird oft falsch verstanden, Kinder brauchen weiterhin eine Aufsichtsperson, da Sie unerwartet und schnell in Wassernot geraten können.

 

Quelle: Unter Druck Tauchservice + Aquasport SSI Dive Center Herr Von Lühmann

 

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